Die Transhysterie

MELMAN Charles
Date publication : 05/12/2021
Dossier : Traduction éditoriaux
Sous dossier : En allemand

 

Die Transhysterie

 

Das Verschwinden der Hysterie aus dem Fach- oder Volkswortschatz hat Folgen, die Sie noch nicht erahnen können, und wenn Sie auf die Pathologie einer Äußerung hinweisen wollen, müssen Sie sich auf die Seite der „bipolaren Störung“, der „Borderline“ oder der „narzisstischen Perversion“ begeben, und ich vergesse die „Fibromyalgie“. Man kann davon ausgehen, dass es in Zukunft Anthropologen geben wird, die in diesem Wandel einen entscheidenden Wendepunkt sehen, wenn es denn überhaupt noch eine Kultur gibt. Die Hysterie als Hüterin der Kultur, daran haben wir noch nicht gedacht. Dabei ist sie der Grundpfeiler jedes Diskurses, durch die doppelte Aufforderung, die sie von einem anderen und ihrem gemeinsamen Anderen ausübt. Es gibt nur ein anderes, wenn der Unähnliche, der so jedoch zum Ähnlichen gemacht wird, sich wie ich auf einen gemeinsamen Anderen bezieht. Die Tradition, und die religiöse ist die letzte, wollte, dass dieser durch die väterliche Instanz repräsentiert wurde, die, ähnlich und ungleich, sie zusammenbrachte und aktivierte. Wenn diese edle Figur einmal verschrottet ist, was bleibt dann noch übrig, um dem anderen und damit mir selbst durch den Verlust eines verfehlten Genießens einen Status zu verleihen?

Nichts, um Himmels Willen, außer den hohen, akuten Falsettton, mit dem versucht wird, sich einem Gesprächspartner aufzudrängen, der aufgefordert wird, vor einer Veranstaltung zu verschwinden, bei der es um die Behauptung des eigenen Ichs geht, allein. Das ist es, was wir als modernen Individualismus bezeichnen, das Fehlen eines gemeinsamen Bezugs, abgesehen von der Denunziation als Hindernis für jeden, der ein neues Teilen der  Bedeutung auferlegen möchte. Es ist ganz normal, dass der vorgenommene Schnitt zwischen den beiden, die zu zweit waren, das Geschlecht mittnimmt, dieses unglückliche Wesen, das sie wohl oder übel zusammengeführt hat. Noch nie hat es einen solchen Chor gegeben, um dessen Missetaten anzuprangern. Es heißt, es sei unmoralisch, als ob die, die es vor Gericht stellen würden, jemals moralisch gewesen wären. Es ist wahrscheinlich, dass die Verbindung zwischen der Verwerfung der Hysterie und dem großen Chaos der Gegenwart verkannt wird und dass die Ersetzung der Liebe durch Paranoia vielleicht kein Fortschritt ist. Ich schlage vor, dass wir die auf diese Weise krank gemachte Hysterie „Transhysterie“ nennen.

 

Ch. Melman, 26/11/2021

 

Traduction faite par Johanna Vennemann

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