Eine Totenstille
29 septembre 2022

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Charles MELMAN
Editos, Rue des Archives
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                                                  Eine Totenstille

 

Von unserem Freund Marcel bleiben die flüchtigen oder unauslöschlichen Zeiten der Verbundenheit und Zuneigung, die ihm von seinen Nachfolgern aufgrund seiner außergewöhnlichen Persönlichkeit entgegengebracht wurden.

Diese war schon seit seiner Zeit im Magnan wesentlich, wo sein Assistentenbüro so eingerichtet war, als handle es sich um ein privates Wohnzimmer, dem die Tatsache, ein öffentlicher Raum zu sein gleichgültig war. Dies war keineswegs der Fall, denn es handelte sich im Gegenteil darum, einen öffentlichen Ort zu finden, um dort eine ansonsten unvereinbare Zugehörigkeit und Treue zu verankern, und dies im Dienst zweier Schirmherrschaften, eine Leistung, und zwar die einer Allianz, die nicht unbedingt ursprünglich vorgesehen war. Wegen eines Unfalls: der Verweis auf Lacan konnte dazu führen, dass man tatsächlich als der Jude im Korps der französischen Psychiatrie angesehen wurde, wobei die Metonymie half, was nicht unbedingt als Schaden, sondern als Inkonsistenz von einigen, zahlreichen, erlebt wurde.

Obwohl Lacan unbedingt Trauzeuge bei seiner Hochzeit sein wollte, Marcel erzählte es oft als einen Scherz, handelte es sich vielmehr um eine Interpretation oder zumindest seinen Versuch einer schwierigen Verbindung.

Was unsere eigene Bruderschaft anbetrifft, die auf Grund der bi-Bedingungen unseres Bündnisses so zweideutig war, wusste Marcel, dass ich seine Vorliebe für die Zurschaustellung von Kopfbedeckungen nicht schätzte: Filz, Borsalino, Sombrero, Stetson, Kappe, Mütze, Käppi, Chechia usw., die er stolz zur Schau trug, und sich darüber lustig machte. Man muss annehmen, dass das Baby – er war 40 geboren, sein Vater ging in die Fremdenlegion – früh gelernt hatte, seine Mütze zurechtzurücken, anzupassen.

Sicherlich hätte ich es vorgezogen, dass Lacans Lehre ihm die Haare zerzaust hätte, eine kapillare Initiative, die es ihm ermöglicht hätte, zu begreifen, dass zu Hause immer beim Anderen ist, bei diesem in einer Wohngemeinschaft, wenn er existiert hätte, und zu entdecken, dass es die Leere ist, die dem Stoff Körper verleiht.

Es stimmt, dass das Ergebnis, wenn es denn erreicht wird, Angst auslösen kann, nicht wahr?

Charles Melman
2022 09 08
Traduction faite par Johanna Vennemann